Michaels Tagebuch

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10. Winterbach Zeltspektakel

„Abenteuer Zeltspektakel oder als Westfale unter Schwaben“

Die Veranstaltungen

Tag 4: Dieter Thomas Kuhn

In den vergangenen Tagen wurde immer wieder von unterschiedlichsten Seiten versucht, mir den Auftritt von Dieter Thomas Kuhn (im folgenden DTK genannt) schmackhaft zumachen. Meinen Beteuerungen, dass mich diese Art von Musik und Show so gar nicht anmacht, wurde immer nur ein schwäbisches (besser)wissendes Lächeln entgegengesetzt. Meine – nennen wir es einmal nicht übermäßig vorhandene – Euphorie erhielt den vorerst letzten Dämpfer: DTK wollte keine Stühle auf der Tribüne. Also Großkampftag für die Helfer. 840 Stühle mussten abgeschraubt, gestapelt, transportiert und in Container gestopft werden. Gerade letzteres erwies sich als nicht so einfach. Nebenbei wurde die Helfertruppe vom einem SWR Fernsehteam nebst Moderatorin gefilmt und interviewt. Die Aufforderung: „Nicht in die Kamera schauen“ war nicht ganz einfach zu erfüllen, da der Kameramann den Weg der Transportkarren hautnah filmte. Ihn ohne Blickkontakt umzufahren oder zu schauen wo er (mit seiner Kamera) steht um ihn zu umfahren, erforderte Entscheidungen, die von ermüdeten Helfern nur mit höchster Konzentration gemeistert wurden. Die sympathische Moderatorin interviewte einige Helfer, unter anderem auch den Westfalen (der insgeheim hofft, dem Schnitt zum Opfer zu fallen). Dann war auch diese Vorbereitung erledigt. So wie ich.

Nach dem Essen und getaner Arbeit bin ich erst mal ins Hotel gelaufen. Duschen, Schlummern, Relaxen. Gegen 17:00 Uhr mit verändertem Körpergeruch, frischem Helfer-T-Shirt und Backstageausweis um den Hals raus auf die Straße direkt in die Arme dreier etwas befremdlich gekleideter Damen. Diese fragten mich gleich nach dem Weg zum Festivalgelände (ach ja, T-Shirt und Ausweis). Nun, ich konnte helfen. Auf dem Weg zum Zeltplatz erfuhr ich, dass die Ladys schon auf etlichen DTK Festivals waren (sahen, vernachlässigt man die Sonnenblumen in Hand und Haar sowie die ihre Kleidung, doch ganz normal aus), aber noch nie in Winterbach. Sie hatten Sorge, dass ihr Outfit auf dem Gelände auffallen könnte und dass sie die einzigen wären, die so rumlaufen würden. Ich stellte die Vermutung an, dass sie normal gekleidet sind und ich eher mit meiner Kleidung auffallen würde. Wie wahr. Je näher wir dem Zeltplatz kamen, desto mehr nostalgisch gekleidete Sonnenblumensträuße tauchten auf. Ich dachte, in den gepflegten Vorgärten von Winterbach und Umgebung muss es trostlos aussehen. Irgendwie kam mir ein afrikanisches Tier in den Sinn: Wanderheuschrecken. Ich wurde von den meisten Hippies auffällig gemustert und dachte schon ich hätte Schmutz im Gesicht. Bis ich darauf kam, dass die Kombination aus normalem Zeltspektakel-Helfertrikot, dem heraushängenden Backstage-Ausweis (wegen der Hitze nicht unter dem Shirt getragen) und meiner allgemeinen Nichtverkleidung eine exotische Mischung ergab, die so gar nicht mehr zum Rest des bunten Völkchens um uns herum passte. Die Ladys zumindest waren ab da beruhigt.

Ich war mir sicherer denn je, diesen Abend werde ich nicht im Festzelt verbringen.

Der Biergarten war kurz nach der Öffnung rappelvoll. Schön für den Verein, eine Menge Arbeit für alle Helfer in der Getränkeversorgung. Aber auch hier wurden alle Herausforderungen gemeistert und unseren Gästen ein super Service geboten. Sonne und Vorband spielten bestens mit. Was kann da noch passieren.

Nun DTK passierte. Eigentlich jedoch das Publikum. Kurz vor dem Auftritt noch die Anweisung vom DTK-Management: „Entgegen den Gepflogenheiten auch keine geöffneten PET-Flaschen im Zelt erlaubt“. Na toll! Große Hektik für die Ordner, aber wie nicht anders zu erwarten hat es geklappt. Im Publikum auch die sympathische SWR Moderatorin. Sie fragte, ob es mein Musikstil wäre. Ein wenig pikiert verneinte ich. „Ich würde doch aber sicher im Takt mitgehen“. Meine Antwort: Wenn sich der Fuß bewegt fixiere ich ihn mit Kabelbinder. Wir mussten beide lachen (Später erwischte sie meinen Fuß beim Wippen. Er hat eben einen eigenen Intellekt. Schlimmer noch, im Kopf konnte ich alle Lieder mitsingen. Was ist in diesem Land nur aus mir geworden?).

Ich war mir eigentlich sicher, dass das Publikum im „normalen“ Leben auch normal sei. Nach dem, was im Zelt abging, gab es berechtigten Zweifel. Es war laut, lustig, euphorisch, einfach nur irre. Alles sang mit, die Band heizte die Stimmung weiter ein. Ich bin dann ins Küchenzelt, half nichts, ich konnte immer noch mitsingen.

Auch der Biergarten war voll. Leider begann es ziemlich genau zum Ende des Konzerts zu regnen. Schade, ich bin sicher, die Party im Biergarten wäre zu einer „never ending story“ mutiert.

Auch DTK hatte reichlich Equipment auf der Bühne. Wir beluden das Transportfahrzeug, mussten dabei immer durch den Regenvorhang im Übergang zum Außenbereich. Alle waren total nass, trotzdem fand fast alles seinen richtigen Platz. Nur wo hin kamen die vielen Slips und vor allem BHs in allen Größen?

Mein rechter Knöchel bereitete mir Probleme und schwoll regelmäßig an. Das hat er jetzt vom „Gewippe“.

Tag 5: Beginner

Der Tag begann wie immer. Müde, Frühstück mit dem Team und viel Arbeit. Die nassen Tische und Bänke im Biergarten wurden abgezogen. Die Getränke aufgefüllt (wird normalerweise abends erledigt, aber der Regen hielt alle ab). Hier erfuhren Walter und ich, dass es diverse Möglichkeiten „des Flaschen in die Kühlgeräte Sortierens gibt“. Liegend oder stehend. Unsere Sortierung war natürlich falsch. Es wurde umsortiert. Stunden später fanden wir unsere ursprüngliche Sortierung wieder vor. Entgegen dem zweiten Hauptsatz der Wärmelehre war hier der Anfangszustand wahrscheinlicher als der Endzustand. Walter hatte es schon vorher etwas anders ausgedrückt aber den Kern der Aussage getroffen.

Auf der Bühne waren einige Bodenplatten um etliche Millimeter abgesackt. René, Markus, Dominik und „Piet“ versuchten den Bühnenaufbau an diesen Stellen anzuheben. Es gelang, wenn auch mit Mühe. Unter der Bühne eine Menge Wasser und es war zu befürchten, dass der Schaden kontinuierlich größer würde. Nicht zuletzt auch, als Markus mit großer Wucht seine Stirn in den Unterbau rammte. Er blieb erst einmal eine Weile sitzen. Wir waren ziemlich erschrocken. Der Unterbau blieb weitestgehend stabil. Allerdings war das reichlich vorhandene Wasser ein Problem. Hier zeigte sich erneut die unglaubliche Flexibilität der Mannschaft. Ein örtliches Sägewerk zögerte keine Sekunde und stellte Sägespäne in ausreichender Menge zur Verfügung. Die örtliche Feuerwehr schaufelte was das Zeug hielt und der Aufbau war gerettet.

Wenige Minuten vor Beginn der Veranstaltung (Vor dem Eingang drängten sich 3.800 Gäste) brach ein Teil der Bodenplatte. Eine erhebliche Stolperfalle genau im Durchgangsbereich. Olli hatte eine brillante Idee: Ein altes Baustellenschild aus Blech (Baustelle, Betreten verboten oder so ähnlich) passte genau über die Gefahrenstelle. Also Akkuschrauber (da wird er ein zweites Mal erwähnt), Metallbohrer, Schrauben und Bits geschnappt und das Provisorium über das Loch geschraubt. Die Ordner haben freundlicherweise die Gäste zurückgehalten. Ich beobachtete später, wie drei junge Leute fröhlich erregt genau auf dem Blech(le) hüpften und sprangen. Das Blech hielt bis zum Abbau.

Den Aufbau für die Band habe ich nur von weitem gesehen. Eine riesige Pyramide wuchs auf der Bühne. Sah sehr schwer aus. War sie auch.

Uns weiseren Menschen (40+++) war klar, „ist nicht unsere Musik“ reinhören und dann ab ins Küchenzelt. Was dann folgte war ein richtiges Spektakel. Mit der ersten Note sangen tausende Zuschauer mit. Es wurde gewippt, getanzt, gesungen und mit den Armen und Beinen im Rhythmus bewegt. Unglaublich, aber der Lärmpegel übertraf selbst DTK. Die Musik gefiel auch den Weiseren. Die Pyramide bot eine variantenreiche Lichtshow. Besonders eindrucksvoll war die Aussicht von der Tribüne. Alles in allem eine wirklich tolle Vorstellung. Dass auch die Band total zufrieden war, zeigte sich im Backstage-Bereich. Sie umarmten sich und hüpften juchzend vor Freude: Also liebes Spektakel-Organisationsteam alles richtig gemacht.

Mit der Crew wurde alles verladen. Auch hier wieder sehr freundlicher Umgang. Klare Ansage was wie alles zu laufen hat. War auch nötig, das Material war echt schwer und durchaus geeignet, Finger nachhaltig zu quetschen.

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