Michaels Tagebuch
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10. Winterbach Zeltspektakel
- Michael
- 17.08.2017
Abbau und Sonstiges
Am nächsten Tag begann, pünktlich mit dem Regen, der Abbau. Eigentlich umgekehrt zum Aufbau.
Letztlich 3 Stapler fuhren ununterbrochen Material in bereitstehende LKW. Pausen gab es nicht. Ich glaube, sie wurden luftbetankt. Überall hektische Betriebsamkeit. Viele helfende Hände packten an.
Im Zelt hatte PML Vorrang. Sie bauten die Licht- und Tontechnik ab. Parallel wurden Bühne und Tribüne zerlegt. Die Bodenplatten wurden abgeräumt. Wir konnten die Truppe kaum bremsen, beinahe hätten wir keine Möglichkeit gehabt die beladenen Gestelle zu den Ausgängen zu schaffen.
Die Radlader wühlten sich durch den nassen Untergrund, es hat beim Abbau 2 Tage geregnet, und hinterließen knietiefe Schlammspuren. Der Spaßfaktor hielt sich in Grenzen. Nach und nach lichtete sich die Umgebung. Zelte, Bierwagen, Toilettenwagen, Laufstege, Verteilungen, Kabel, Lichterketten und vieles mehr verschwand. Kabel wurden aus dem Schlamm geborgen, wurden geputzt und zusammengerollt (Ich weiß lieber Steffen, zu großzügig, der Verfasser dieser Zeilen bekennt sich schuldig), Verteilungen zum Abholen zusammengetragen und bereitgestellt (bis auf eine, die haben wir später entdeckt), Moltontücher eingerollt, Sichtschutz gesäubert und zusammengelegt, das Helferzelt abgebaut und vieles mehr.
Als am Freitag nur noch das große Zelt stand, kam die Sonne raus. Viel Beschattung stand da nicht mehr. Zu guter Letzt wurde die Ringleitung eingerollt, das Stützrad vom Kühlwagen zerstört, Holz mehr oder weniger gut mit Planen geschützt und letzte „Kleinigkeiten“ erledigt. Dann war Schluss. Irgendwie erleichtert, da alles gut gelaufen ist, irgendwie aber auch ein wenig wehmütig, weil es gelaufen ist. Ich glaube es war Paulina die sagte: „Schade es ist schon wieder vorbei“. Ich wollte trösten: „Es kommt doch das Nächste“. Antwort: „Ja, aber erst in 2 Jahren“.
Am frühen Abend ging es in die Traube, direkt vom Platz. Ich wollte vorher duschen, durfte nicht (wir saßen doch draußen). Es gab Essen, Getränke, gute Laune und Schmerzen. Jetzt wo der Druck nachließ, meldete sich der Körper (nicht nur der Geruch) umso mehr.
Zwischendurch gelang es mir doch, eine Dusche zu nehmen und die Kleidung zu wechseln. Schon von weitem hörte ich, dass die Truppe sich einen Vorsprung am Zapfhahn erarbeitet hatte. Ich versuchte aufzuholen, musste aber erst einen schwäbischen Sprachtest bestehen. Sybille hatte da eine App. Interessant was da so kam. Selbst Schwaben hatten zeitweise die Fragezeichen im Gesicht. Ich bestand (mit „etwas“ Hilfe vom Team) mit 76%.
Ich weiß nicht nur, was ein „Mugga Seggale“ ist, sondern auch wie es geschrieben wird (einfach alles mit doppel-g). Vorher wagte ich die Diskussion, warum Mugga Patscher nicht Fliegen Patcher heißt. Weil alles was sticht Schnoke sind, ist der Rest halt Mugga. Aha. Aus der Gastronomie kenne ich „Dätscher“, dank Heike „Ofenschlupfer“ und als ich am Früstückstisch um Marmelade bat, erfuhr ich, dass es Gsälz heißt. Grommbiera sind Kartoffeln. Auch sitzt man nicht in der Kneipe sondern im Bäsa. „A weng“ ist „a bissle“ oder hochdeutsch „ein wenig“. A Giggle ist eine kleine Tüte, a Gugg eine große Tüte. Ist doch ganz logisch, oder? Wichtig für eine haargenaue Maßangabe „a Breggele“. Da kann ja nichts mehr schiefgehen.
Einige Weizen später löste sich neben der Anspannung auch die Truppe auf. Es gab viele herzliche Umarmungen, nette Worte und sogar ein paar Tränen (Abschied nicht Schmerz) und meine feste Zusage, beim Helferfest dabei zu sein. Ich gehöre schließlich dazu und freue mich schon heute darauf.
Ich habe versucht, viel von dem Erlebten chronologisch niederzuschreiben. Vieles mehr hat sich rundherum getan, einiges hat man mitbekommen:
Das Zelt war über der Bühne undicht und wurde abgedichtet, Lichtausfall in der Garderobe, defekte Scheinwerfer mussten ausgewechselt werden und keiner wusste wie…
Trotz der erkennbaren Routine von 9 Aufbauten gibt es immer neue Herausforderungen, die überall gelöst werden, überraschenderweise gelingt dies immer ohne externe Unternehmensberater (oder etwa genau deshalb?)
Was die ca. 500 Helfer, der Vorstand, (ein „Steuerhinterzieher“), die Sponsoren, örtliche Firmen und Gesellschaften und andere freiwillig leisten ist unglaublich.
Danke allen Mitwirkenden des Zeltspektakels für das stete Bemühen, mir Kultur und das, was man hier Sprache nennt, beizubringen. Da ich den Erfolg als kaum messbar erachte, würde ich mich freuen, erneut ein Teil dieser tollen Truppe zu sein. Allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön für die super Zeit. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Danke auch für das Asyl der letzten Nacht. Und Hut ab für die gigantische Leistung (und das zum 10. Mal).
P.S.: Es sei für die Schwaben angemerkt, dass Golle und ich aus Winterbacher Sicht in der Tat aus dem Norden kommen, was somit irgendwie der Selbe sein muss. Aber es gibt viele „Norden“ auf der Welt (auch in Deutschland). So kommt Golle für mich aus dem Norden, ich aber nicht. Ist schon recht kompliziert mit den vielen „Nordens“. Freue mich schon jetzt auf die geographischen Grundsatzdiskussionen mit Euch Südländern.